Star Trek: Strange New Worlds – Staffel 3 - Folge 7: „Was ist die Sternenflotte?“

Eine Rezension von charlyonthebridge

Foto: Paramount+
Mit Folge 7 von Staffel 3 – What is Starfleet? / Was ist die Sternenflotte? – erreichen wir einen Punkt in Strange New Worlds, an dem die Serie ihren Zuschauer:innen nicht nur Geschichten erzählt, sondern uns zutiefst herausfordert. Es ist nicht übertrieben zu sagen: Dies ist eine der wichtigsten Episoden im modernen Star Trek.

Schon der Anfang markiert den Ton: Ein offizieller Disclaimer, der mit ernster Gravität verkündet, dass im Sinne des Freedom of Information Act der Vereinigten Föderation Filmmaterial veröffentlicht wird. Wir betreten keine klassische Episode mehr, sondern einen dokumentarischen Raum, gefiltert durch die Kamera des Journalisten Beto Ortegas. Was folgt, ist eine Episode, die uns zwingt, Fragen zu stellen, die unbequem sind, die aber den Kern von Star Trek seit Anbeginn berühren:
Was ist die Sternenflotte wirklich?
Ist sie ein Instrument des Friedens oder ein militärischer Arm der Föderation?
Wissenschaftler, Soldaten – oder beides?
Hüter von Idealen oder Werkzeuge von Macht?

Diese Fragen werden nicht abstrakt verhandelt, sondern in Gesichtern und Schicksalen.

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Captain Pike formuliert die Pflicht, den Eid, die Mission klar und knapp – ein Kompass der Menschlichkeit.

Ortegas hingegen wirkt distanziert, fast skeptisch – ein deutlicher Hinweis, dass auch in der Crew selbst nicht alle die Sternenflotte idealisieren.
Doch schon bei Spock öffnet sich eine Tür in die Tiefe:

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Er erzählt von seiner Kindheit, von Ausgrenzung auf Vulkan, vom Verlust eines Freundes, dessen Eltern den Kontakt untersagten, weil Spock „halb Mensch“ war. Seine Erinnerung an eine Flucht in eine Höhle, an Selbstverletzung, an den Versuch, „das Menschliche herauszuschneiden“ – es ist ein Moment, der durch Mark und Bein geht. In diesem Geständnis spiegelt sich nicht nur persönlicher Schmerz, sondern auch die universelle Erfahrung von Rassismus und Faschismus. Eine Träne lief mir über die Wange, weil Spock plötzlich nicht mehr der unnahbare Vulkanier war, sondern ein Kind, das zu viel tragen musste.

La’an wiederum verkörpert die Härte der Notwendigkeit, die Kälte, die entsteht, wenn Töten zum Werkzeug „für das größere Wohl“ wird. Auch hier verhandelt die Serie die ewige Spannung zwischen Pazifismus und Militarismus.

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Eine Mission voller Dilemmata

Parallel zur Dokumentation entfaltet sich die eigentliche Mission. Sternenzeit 2177,9: Lutani VII wurde vom Schwesterplaneten KASAR angegriffen. Ein geopolitisches Drama, in Zahlen gefasst: 9 Millionen tote Lutani, 119.000 tote KASAR. Jeder Tod ein Universum.

Die Enterprise soll nicht nur Vorräte liefern, sondern auch eine Spezies transportieren: die Jikaru – offiziell Nutztiere, in Wahrheit aber Wesen von erhabener Schönheit und erstaunlicher Intelligenz. Ihr Name bedeutet „Sternenlicht“, und als wir eines dieser Wesen sehen – halb Insekt, halb Unterwasserengel, aus dem Ozean in den Weltraum aufsteigend – ist sofort klar: Hier geht es nicht um Kreaturen. Hier geht es um hochentwickeltes Leben.
Doch noch bevor man diese Erkenntnis einordnen kann, wird ein solches Wesen von einem Lutani-Scout-Schiff beschossen. Es reagiert nicht mit Flucht, sondern mit einer grellen Energiewelle – und vernichtet das Schiff. Die überlebende Wissenschaftlerin, gerade noch rechtzeitig gerettet, erliegt später ihren Verletzungen. Leben und Tod werden in den Mittelpunkt gerückt: Für was lohnt es sich zu leben – und für was zu sterben?

Spock spürt währenddessen die Gedanken der Jikaru. Er erkennt ihre Intelligenz, ihre Trauer, ihre Furcht. Doch für viele gelten sie weiterhin als „Kreaturen“. Und als bei einer medizinischen Analyse klar wird, dass den Jikaru Neuraldämpfer – Schockhalsbänder – angelegt wurden, um diese Wesen zu unterdrücken, zu manipulieren, zu verändern, drängt sich nicht nur der schaurige Gedanke von Versklavung auf, sondern das Unrecht blitzt in jeder Szene unmissverständlich auf.

Was ist der Auftrag der Sternenflotte in diesem Moment? Der Gehorsam gegenüber Befehlen? Oder das Zuhören, das Mitfühlen, das Erkennen, dass ein fühlendes Leben niemals zur Waffe degradiert werden darf?

Die Episode webt Interviewsequenzen, dramatische Ereignisse und intime Geständnisse zu einem Geflecht, das uns Zuschauer:innen mitnimmt, aber auch nicht unversehrt entlässt.
M’Benga spricht davon, dass er lieber heilt als tötet, doch seine Kriegsvergangenheit lässt ihn nicht los.

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Uhura erinnert sich an ihre Mitbewohnerin an der Akademie, Elena, die bei einem Angriff der Gorn auf die USS Cayuga starb. Ihr Schmerz ist frisch, ehrlich, greifbar – und eine weitere Träne rinnt mir über die Wange in Anbetracht der Vergänglichkeit des Lebens.
Die Enterprise erhält neue Befehle, teilweise zensiert für die Dokumentation. Der Druck wächst: Die Sternenflotte will Ergebnisse!

Begegnung mit dem Unfassbaren

Der Höhepunkt der Episode ist die Konfrontation mit den Jikaru. Uhura, Chapel und Spock riskieren ihr Leben, um Kontakt aufzunehmen. Sie hören Klänge, die an Walgesänge erinnern, fühlen Emotionen, die so klar sind wie Worte.

Das Jikaru-Wesen will nichts als Frieden – und seinen Tod. Es leidet. Es möchte nicht länger gefangen, nicht länger gequält, nicht länger missbraucht werden.

Die ethische Wucht dieser Szene ist überwältigend. Es geht nicht um Sieg, nicht um Niederlage, sondern um Sterbehilfe, um Selbstbestimmung, um das Recht, das eigene Ende zu wählen. Pike zieht die Parallele zu seinem Pferd, das erlöst werden musste – und erkennt, dass hier dieselbe Würde gilt.

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Am Ende ist es Pike, der dem Jikaru ihren letzten Wunsch erfüllt: zu sterben, bevor sie zu einer Waffe missbraucht wird. In Angst um ihre Nachkömmlinge verspricht Pike, dieses Leben zu schützen – und bei mir brechen alle Dämme. In epischen, fast sakralen Bildern sehen wir, wie das Jikaru-Wesen in die Sonne fliegt – nicht als Opfer, sondern als selbstbestimmtes, stolzes Leben. Der Tod wird hier nicht als Niederlage gezeigt, sondern als letzte, freie Entscheidung.

M’Bengas leiser Kommentar „So viel Verlust“ hallt nach wie ein Gebet.

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Und doch endet die Episode nicht in Dunkelheit. Sie endet mit Wärme – mit der Crew, die trotz allem zusammenkommt. Mit dem Gefühl, dass die Sternenflotte mehr ist als eine Institution: Sie ist eine Familie.

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Fazit

Ich bin sprachlos und tief bewegt.
What is Starfleet? ist keine gewöhnliche Episode, sondern eine Meditation. Eine Parabel über Krieg, Unterdrückung, Schuld, Trauer und Würde. Sie zeigt, wie nah große Science-Fiction unserer eigenen Realität ist – und wie sehr wir Star Trek brauchen, um uns an unseren moralischen Kompass zu erinnern.

Was ist die Sternenflotte?
Sie ist nicht perfekt. Sie ist keine reine Utopie. Sie ist voller Zweifel, voller gebrochener Biografien. Aber sie ist auch ein Ideal: der Wille, über Grenzen hinauszugehen, Fehler zu erkennen, das Richtige zu tun, auch wenn es schwer ist.
Sie ist HOFFNUNG!

Gerade in einer Welt, die von Hass, Gewalt und Ausbeutung gezeichnet ist, ruft uns diese Episode auf:
Bring ein Stück Sternenflotte in die Welt! Du kannst vielleicht nicht das gesamte Universum verändern, aber du kannst dich selbst verändern.
Habe den Mut, hinzusehen. Habe das Herz, mitzufühlen. Und handle so, dass du etwas Größeres erschaffst als dich selbst.

Denn manchmal sind es die kleinen Gesten des Mitgefühls, die das Universum nachhaltig positiv beeinflussen können.

LLAP







Star Trek: Strange New Worlds – Seasaon 3 - Episode 7: "What is Starfleet?"

With episode 7 of season 3 – “What is Starfleet?” – we reach a point in Strange New Worlds where the series not only tells its viewers stories, but also challenges us deeply. It is no exaggeration to say that this is one of the most important episodes in modern Star Trek.

The beginning sets the tone: an official disclaimer solemnly announces that footage is being released in accordance with the United Federation’s Freedom of Information Act. We are no longer entering a classic episode, but a documentary space, filtered through the camera of journalist Beto Ortegas. What follows is an episode that forces us to ask questions that are uncomfortable, but touch on the core of Star Trek from the very beginning:
What is Starfleet really?
Is it an instrument of peace or a military arm of the Federation?
Scientists, soldiers – or both?
Guardians of ideals or tools of power?

These questions are not dealt with abstractly, but through faces and destinies.

Captain Pike formulates the duty, the oath, the mission clearly and concisely – a compass of humanity.

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Ortegas, on the other hand, seems distant, almost skeptical – a clear indication that even within the crew itself, not everyone idealizes Starfleet.

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But Spock opens a door into the depths: he talks about his childhood, about being excluded on Vulcan, about the loss of a friend whose parents forbade contact because Spock was “half human.” His memory of fleeing into a cave, of self-harm, of trying to “cut out the human” – it is a moment that goes straight to the heart. This confession reflects not only personal pain, but also the universal experience of racism and fascism. A tear ran down my cheek because Spock was suddenly no longer the aloof Vulcan, but a child who had to bear too much.
La’an, on the other hand, embodies the harshness of necessity, the coldness that arises when killing becomes a tool “for the greater good.” Here, too, the series negotiates the eternal tension between pacifism and militarism.

A Mission Full of Dilemmas

Parallel to the documentary, the actual mission unfolds. Stardate 2177.9: Lutani VII was attacked by its sister planet KASAR. A geopolitical drama, expressed in numbers: 9 million dead Lutani, 119,000 dead KASAR. Every death a universe.

The Enterprise is not only supposed to deliver supplies, but also to transport a species: the Jikaru – officially farm animals, but in reality beings of sublime beauty and astonishing intelligence. Their name means “starlight,” and when we see one of these beings – half insect, half underwater angel, rising from the ocean into space – it is immediately clear: these are not creatures. These are highly developed life forms.
But before we can process this realization, one of these beings is fired upon by a Lutani scout ship. It does not react by fleeing, but with a bright wave of energy – and destroys the ship. The surviving scientist, rescued just in time, later succumbs to her injuries, and life and death become the focus of attention. What is worth living for, and what is worth dying for?

Foto: Paramount+Meanwhile, Spock senses the thoughts of the Jikaru. He recognizes their intelligence, their grief, their fear. But for many, they are still considered “creatures.” And when a medical analysis reveals that the Jikaru have been fitted with neural dampers – shock collars – to suppress, manipulate, and alter them, not only does the gruesome thought of enslavement come to mind, but the injustice flashes unmistakably in every scene.

What is Starfleet’s mission at this moment? Obedience to orders? Or listening, empathizing, recognizing that a sentient life must never be degraded into a weapon?

The episode weaves interview sequences, dramatic events, and intimate confessions into a tapestry that captivates viewers but also leaves them shaken.
M’Benga says he would rather heal than kill, but his war past haunts him.

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Uhura remembers her roommate at the academy, Elena, who died in a Gorn attack on the USS Cayuga. Her pain is fresh, honest, palpable – and another tear rolls down my cheek as I contemplate the transience of life.
The Enterprise receives new orders, partially censored for the documentary. The pressure is mounting: Starfleet wants results!

Encounter with the Incomprehensible

The climax of the episode is the confrontation with the Jikaru. Uhura, Chapel, and Spock risk their lives to make contact. They hear sounds reminiscent of whale songs, feel emotions as clear as words.

The Jikaru being wants nothing but peace – and its death. It is suffering. It no longer wants to be trapped, tortured, or abused.

The ethical impact of this scene is overwhelming. It is not about victory or defeat, but about euthanasia, self-determination, and the right to choose one’s own end. Pike draws a parallel to his horse, which had to be put out of its misery – and realizes that the same dignity applies here.
In the end, it is Pike who grants the Jikaru its last wish: to die before it is abused as a weapon. Fearing for its offspring, Pike promises to protect this life – and for me, all emotional barriers collapse. In epic, almost sacred images, we see the Jikaru creature flying into the sun – not as a victim, but as a self-determined, proud life. Death is not shown here as defeat, but as a final, free decision.
M’Benga’s quiet comment, “So much loss,” echoes like a prayer.

And yet the episode does not end in darkness. It ends with warmth – with the crew coming together despite everything. With the feeling that Starfleet is more than an institution: it is a family.

Foto: Paramount+

Conclusion

I am speechless and deeply moved.
“What is Starfleet?” is no ordinary episode, but a meditation. A parable about war, oppression, guilt, grief, and dignity. It shows how close great science fiction is to our own reality – and how much we need Star Trek to remind us of our moral compass.

What is Starfleet?
It is not perfect. It is not pure utopia. It is full of doubt, full of broken biographies. But it is also an ideal: the will to go beyond boundaries, to recognize mistakes, to do the right thing, even when it is difficult.
It is HOPE!

Especially in a world marked by hatred, violence, and exploitation, this episode calls on us:
Bring a piece of Starfleet into the world! You may not be able to change the entire universe, but you can change yourself.
Have the courage to look. Have the heart to empathize. And act in a way that creates something greater than yourself.

Because sometimes it’s the small gestures of compassion that can have a lasting positive impact on the universe.

LLAP

Foto: Paramount+


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